Zubehör: "Original" vs. "Fernost-Billig"
Hier mal eine Art "Kaufberatung", gemünzt in Richtung (Studio-)Zubehör und die Frage "lieber Original kaufen oder doch die Billig(st)variante"?Das hier geht aus vom Besitz (oder geplanten Kauf) einer DSLR/Systemcam mit Wechselobjektiven und zumindest nem Blitzschuh.
Objektive: Hier scheiden sich die Geister. Eine klare und allgemeingültige Empfehlung kann man hier schlicht nicht abgeben. Für mich persönlich bleibt festzuhalten: "China-Billig-Glas" muss nicht schlecht sein - eines meiner Lieblingsobjektive in der Tasche ist ein 35mm-billig-Ding.
Batteriegriff: Allgemein gesprochen lohnt es sich selten, dabei zum Original zu greifen. Je weniger "Zusatzfunktionen" der Griff bietet, umso weniger braucht man sich darum überhaupt Gedanken zu machen. Der einzige Punkt den ich (bei Canon-Imitaten) feststellen konnte: Zuverlässigkeit. Warum auch immer das so ist, hin und wieder "hakt" es mal in der Gestalt, dass bei aktiviertem Griff die Bedienelemente im Horizontalformat nicht ansprechbar sind. Schaltet man den Griff aus, geht alles ganz normal. Beim Originalteil hatte ich dieses phänomen noch nicht. Wäre für mich aber kein Grund, noch einmal 120 Euro mehr auszugeben.
Handschlaufen/Schultergurte: Die Dinger sind mehr als nur Deko! Sie bewahren letztlich die Kamera davor, irgendwo runter zu fallen... nichts desto trotz spielt Komfort dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Weder die Riemen von Nikon, noch die von Canon sind wirklich Schulterfreundlich - vor allem, wenn man nen großen Body samt BG und nem dicken Tele mit sich rumschleppt. Allerdings sollte man (gerade bei Handschlaufen) tunlichst darauf achten, etwas zu kaufen, das vernünftig verarbeitet ist. Gerade hier sind Nähte, die plötzlich offen springen, keine Seltenheit. Und dann kauft man zweimal...
Speedlights: Aus heutiger Perspektive ärgere ich mich Rückblickend über viele hunderte "herausgeworfene" Euros. Ich bin generell eher der Typ der Speedlights nicht mag, aber manchmal kommt man eben nicht umher sie zu nutzen. In diesem Fall bin ich aber überzeugt: Die Billig-Variante tut es auch. Manchmal sogar besser. Mein erstes Speedlight war ein Nikon SB400, allerdings völlig unterdimensioniert. Der Preis hatte mich gelockt, letztlich war ich aber enttäuscht darüber, dass ich damit den internen Blitz kaum übertraf zumal das Ding nichtmal neigbar war. Darauf folgte eine Serie Fehlkäufe für Canon - sowohl von Fremdherstellern, als auch einem originalen 420 EX. Letzteres bot genau das, was ich brauchte: Dreh- und Schwenkbar, Diffusor, nur war's irgendwie für Outdoor zu schwach auf der Brust und wollte partout nicht mit meinen damaligen Funktriggern kooperieren. Gelandet bin ich dann (Stand heute) bei einem Fernost-Import mit allerlei lustigen Funktionen, die ich nicht verstehe und nicht brauche, aber das die wesentlichen Merkmale für mich erfüllt: schnelle Ladezeit, Hohe Leitzahl, TTL-fähig, HSS-Fähig, Dreh- und Schwenkbar, Bounce-Card und Diffusor - und das wichtigste: es kooperiert sogar mit meinen aktuellen Funktriggern im HSS- und Voll-TTL-Betrieb. Das gleiche würde die 600er-Serie von Canon auch leisten, kostet aber auch mehr als 6 Mal so viel.
Funktrigger: Die Originalen die es jeweils von Canon (oder Nikon) gab und gibt, konnten mich nie wirklich überzeugen. Die Kamerahersteller rannten in diesem Punkt praktisch schon immer hinterher. Ausschlaggebend für mich war immer, dass ich mit den Triggern sowohl meine Studioblitze bedienen wollte, als auch Speedlights, falls man mal "draußen" was machen sollte. Hier hat sich nach mehreren Fehlkäufen allerdings auch bewahrheitet: Wer billig kauft, kauft 2 Mal. Ich bin zwar schon der Meinung, dass man keine Luxus-Trigger braucht - aber bei den ganz günstigen geht man in irgend einer Weise immer einen Kompromiss ein, den man später eventuell bereut.
Stative: Würde ich nie wieder "Billig" (und vor allem unbedacht) kaufen. Das zu lernen hat mich einen Kamera-Body gekostet und ziemlich viele Nerven. Wenn man ein Stativ für die Kamera kaufen will, am besten GENAU informieren, für wie viel Tragkraft es ausgelegt ist, ob es vernünftig gefedert ist und sicherstellen, dass die Kamera mit dem größten Objektiv zusammen nicht vielleicht doch deutlich mehr wiegt. Gerade bei Kugelköpfen sollte man dann auch noch drauf achten, dass da ggf. eine etwas größere Differenz zwischen "so viel kann es tragen" und "so viel wiegt meine Kamera" liegt. Ein viertel Millimeter Nachrutschen kann ein Bild nämlich schon richtig versauen... und hier ist es dann (leider) so, wie es meistens ist: Gute Ware kommt nicht selten für wenige Euros daher. Die lohnen sich aber.
Das gilt ganz analog auch für Lichtstative. Wenngleich die praktisch nix wesentliches Können müssen, wird man spätestens dann feststellen, dass man ein vernünftiges braucht, wenn einem der 500Euro+ Blitzkopf samt Lichtformer entgegen gekippt kommt. Breite Standfüße, ein stabil(!) verschraubter Spigot (das Ding wo der Kopf drauf kommt) und eine ordentliche Traglast. Das gib's zwar auch von Billiganbietern, aber man muss genau schauen. Ich hab hier mein Glück mittlerweile bei einem etablierten Anbieter gefunden, von dem ich einen Satz gebrauchter Stative günstig ergattern konnte. Der Rest ist ausnahmslos in die Tonne gewandert (selbst die, die zeitweilens als Gaderobe dienten).
Studioblitze: Für den Kauf der "großen" Marken im europäischen Markt gibt es meist zwei Argumente: a) Zuverlässigkeit und b) Verfügbarkeit von Verschleiß/Ersatzteilen. Sofern man denn einen "richtigen" Blitz gekauft hat (und nicht irgend ein Plastebomber aus nem Elektro-Supermarkt- oder Online-Handel-Angebot-Set), spielt beides nach meinem Dafürhalten keine Rolle. Mein Jinbei DM2 hatte bis zum Ableben der ersten Blitzröhre etwa genauso viele Blitze (okay, etwa 1000 weniger für die, die es genau wissen wollen) abgegeben, wie der Bowens Esprit, der parallel dazu lief. Der Unterschied: die Ersatzröhre für den Bowens hat mich bei Calumet (wo anders hab ich nichtmal eine gefunden...) genausoviel gekostet, wie der komplette Jinbei, dessen Röhre bei mehreren Anbietern für einen Bruchteil des Geldes zu haben war (und die übrigens aus Deutscher Herstellung ist). Dennoch sollte man zwar überlegen, was genau man braucht und im Zweifel lieber überdimensionieren, als zu klein kaufen. Deutlich mehr als 500WS sind für ein Homestudio natürlich vollkommen überdimensioniert, weniger als 300WS sind aber auch eher fragwürdig, zumal man dann schnell in einen Bereich kommt, in dem auch an der eigentlichen Technik gespart wird. Wesentliche Aspekte sind für mein Empfinden, die tatsächlichen Funktionalitäten. Ein eingebauter Funktrigger ist schön, aber meist unsinn, da selten kompatibel mit denen, die man vielleicht schon hat. Also ist eine Klinkenbuchse für's Syncen absolut Pflicht. Stufenlos regelbar sollten zudem sowohl Einstelllicht, als auch der Blitz selbst sein - idealerweise bis 1/32 oder mehr. Der Rest passt dann meist schon irgendwie, solange es kein zu exotisches Bajonett ist.
Lichtformer: In kürzester Kurzform - ich glaube, alle Hersteller bauen Softboxen gleich wackelig und nervtötend. Nach mehreren Malen auf und abbau ergeben sich immer Verschleißerscheinungen... deshalb hab ich es aufgegeben, die Dinger mit vor die Tür zu nehmen und lasse sie einfach zusammen gesteckt im Studio. Für Outdoor hab ich ne Regenschirm-Softbox. Die is nich schön, tut aber was sie soll.
Die Blech-Spots (und Snoots) nehmen sich praktisch nix. Bei Fremdherstellern für Bowens-S muss man allerdings drauf achten, dass die auch an Original Bowens-S passen (und umgekehrt bei Original Bowens-S an andere Köpfe) weil da nicht selten 1 bis 2 mm Versatz in der Aufnahme ist.
Beauty-Dishes sind die meiner Meinung nach wirklich einzige Ausnahme bei Lichtformern, wo ich wirklich auf Qualität achten würde. Die sind nämlich in aller Regel auf die bestimmte Blitz-Bauart (zB. vor-/nachgelagerte Blitzröhre) ausgelegt und entsprechend Berechnet. Wenn das Verhältnis nicht passt, hat man schlicht nur ne runde Softbox aus Blech anstatt dem, was man eigentlich wollte.
PS: Das sind alles nur eigene Erfahrungen. Bitte um Ergänzungen/Anmerkungen von Euch.
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