Zurück zu analog?
N'Abend, werte Fotoliebhaber und -innen.Ich trage mich seit einiger Zeit mit einem nicht unbedeutenden Gedanken, und zwar dem an eine Rückkehr zur analogen Fotografie. Seit ich (mit Sept. 2012 sehr spät) zur Digitalfotografie gekommen bin, habe ich irgendwie sukzessive die Lust am Fotografieren verloren. Meine letzten bedeutenderen Ausflüge mit der DSLR sind bereits locker ein halbes Jahr her, wenn nicht länger. Ich benutze sie in letzter Zeit hauptsächlich für Kleinanzeigen oder als "Scanner" für zu verschickende Dokumente, was nun wirklich Perlen vor die Säue sind.
Warum das so ist, kann ich nur schwer sagen, aber was mich am Analogen so anzieht, sehr wohl. Die Reduktion aufs Wesentliche, die Einfachheit. Ein Zeitenrad, ein Blendenring, einer zum Fokussieren ein Auslöser. Im Sucher mit Schnittbildindikator und/oder Mikroprismen ein simpler Zeiger zwischen + und - oder eine Reihe LEDs. Mechanische Gehäuse (bis auf eines mit Zeitautomatik) aus Metall, die man arbeiten hört. Die Knopfzellen, die jahrelang halten. Teilweise haben die Gehäuse seit 10 Jahren keinen Film mehr belichtet. Aus der Tasche geholt, das kalte, silberne, kantige Metall befühlt, eingeschaltet, sofort einsatzbereit. Drei der vier Gehäuse sind auch nach Jahren noch spontan funktionsfähig, bei einem ist der Knopfzelle leer. Sechs originale Festbrennweiten, Zwischenringe, Metz-Blitzgerät, Drahtauslöser, Polfilter. Mein Pentax-Traum, seit Jahren weitgehend im Dornröschenschlaf. Lediglich die Linsen passen auf meine K-5, wurden daher gelegentlich genutzt.
Ich verspüre Lust, einen meiner seit Jahren im Kühlschrank liegenden Ilford FP4 einzulegen, zu belichten, und anschließend den (inzwischen längst verhökerten) Dunkelkammer-Kram zu aktivieren. Jedes Foto langsam und mit Bedacht machen, mit Schärfe und Belichtung zu spielen, und nur aus der Erfahrung heraus in etwa zu wissen, wie das Bild aussehen wird, Gewissheit gibt erst die Entwicklung.
Oder die Freude auf die fertigen Dias nach der Rahmungssession und die Faszination von Schärfe und Kontrast bei guten Filmen in Projektionsgrößen von anderthalb Metern Seitenlänge. Das kurze "Plopp", wenn die Dias durch die Wärme springen, nur um dann perfekt zu sein.
So beim Schreiben fällt mir ein, was wohl das Problem ist: Digital hat irgendwann angefangen, mich zu langweilen. Es ist Wegwerffotografie. Ich transportiere irgendwas als Pixelhaufen ab, und wenn's nichts geworden ist, schmeiße ich es sofort weg. Die Fotografie ist inflationär. Man kommt mit 5-600 Bildern aus einem zweiwöchigen Urlaub zurück (mein Bruder auch mal mit 1000), weiß schon im Urlaub, wie sie geworden sind und merkt zu Hause, dass mindestens ein Drittel nicht gerade hochspannend ist. Aber weil man die Karte nicht vollkriegt, hält man einfach überall drauf. So müllt man sich dann den Rechner zu. Und keine Spannung mehr beim Warten auf die Urlaubsbilder. Luxusprobleme, ich weiß...
Im Prinzip geht's nicht mehr ohne digital. Nicht im Internetzeitalter. Zu gerne lade ich selbst Fotos hoch und erwarte ein wie auch immer geartetes Feedback. Aber es befriedigt mich nicht mehr sehr häufig. Mir fehlt das Physische. Ein Monitor ersetzt kein echtes Papierfoto oder die Qualität eines Dias, das auf Kodachrome 25, 64 oder einem Agfa RSX50 aufgenommen wurde, und durch meinen Pradovit an die Wand geworfen wird. Oder die Faszination eines Agfa Scala 200, einem großartigen SW-Diafilm. Ich werde auf jeden Fall in Kürze wieder mal ein paar Filme belichten, ich brauche das einfach gerade.
Kann mich hier irgendjemand verstehen?