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FETISCH FOTOGRAFIE
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Zurück zu analog?

*********nackt Paar
7.438 Beiträge
Gruppen-Mod 
*********iebte:
Sie lässt aber auch oberflächlich werden. Viele Menschen fotografieren von einem Motiv viele Aufnahmen. „Ein gutes Bild wird schon dabei sein“ scheint die Devise zu sein.

Es gibt ein Buch, The last sitting, in dem Marilyn Monroes letztes Foto-Shooting 1962 mit Bert Stern dokumentiert wird. Das Buch enthält Hunderte Fotos, die in dieser Sitzung entstanden sind. In den Fotozeitschriften der 70er und 80er Jahre wurde auch ab und aber Profi-Fotografen und Fotostudio berichtet. Damals waren Assistenten üblich, die immer die Kamera mit neuen Film bestückten. Kleinbild-Fotografen hatten zwei Kameras, Mittelformatkameras hatten auswechselbare Film-Kassetten.

Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, wie ein gutes Menschen-Foto anders entstehen sollte als durch einen Dialog zwischen Fotograf und Model. Es gab im 19. und 20. Jahrhundert auch die Ein-Foto-Sitzungen beim Fotografen. Hochzeitsfotos, Kinder auf dem Bärenfell, der Soldat, der in den Krieg muss usw. aber „gute“ Fotos sind das nur selten. Bei Landschafts- oder Architektur-Fotografie reicht mir andererseits auch heute noch eins, zwei Fotos. Letztendlich ist es nicht wichtig, wie viele Fotos man macht, sondern dass man sich auf die besten beschränkt. Bert Stern hat damals schon heftig aussortiert, das Buch zeigt viele Kontaktstreifen, bei denen etliche Fotos vom Fotografen mit roten Stift ausge-X-t wurden. Meine Regel: max. 5 Fotos eines Shootings für die Homepage. Ich kenne einen Fotografen, der mit 5000 Bildern von einer 10-tägigen Wolga-Kreuzfahrt zurückkam. Ich wäre in Russland geblieben, aus Angst, zu Hause 5000 Bilder sichten und aussortieren zu müssen. *lach* Ich bin früher mit 5 – 10 Filmen in den Urlaub gefahren, mehr Fotos mache ich heute auch nicht.

Was heute allerdings mehr geworden ist, ist die Bilderflut. Das liegt imho aber vor Allem an den Möglichkeiten des Internets. Zu analogen Zeiten gab es die Dia-Präsentationen, auch damals kamen einige Fotografen mit Stapeln von Dia-Kästen an. Eine Dia-Show oder das Blättern durch ein Fotoalbum betraf aber immer nur eine Handvoll Menschen. Heute habe ich bei Facebook, Instagram, 500px oder Flickr immer gleich mehrere Hundert Mio.-Menschen als Zielgruppe. Eine Qualitätskontrolle vor dem Veröffentlichen fand auch damals meist nicht statt, es gab aber viel weniger Opfer.

Ich habe mein analoges Equipment abgestoßen, mich zieht es zu einer Kamera von 1980 genauso wenig hin wie zu einem Auto aus der Zeit. Ich genieße die bessere Technik und die neuen Möglichkeiten.
*********ddler Mann
715 Beiträge
*********nackt:
Damals waren Assistenten üblich, die immer die Kamera mit neuen Film bestückten. Kleinbild-Fotografen hatten zwei Kameras, Mittelformatkameras hatten auswechselbare Film-Kassetten.

Für manche Kleinbildkamera gab es extra Wechselrückwände für Unmengen Meterware, z.B. für die Canon F-1 New das "Langfilmmagazin FN-100".
*********kend Mann
3.672 Beiträge
Ich kenne einen Fotografen, der mit 5000 Bildern von einer 10-tägigen Wolga-Kreuzfahrt zurückkam. Ich wäre in Russland geblieben, aus Angst, zu Hause 5000 Bilder sichten und aussortieren zu müssen.

Ich kenne einen, der hat das auch in 5 Tagen auf Helgoland geschafft. "Sehr guter Freund von mir" *zwinker*

Nein, ernsthaft, es gibt Motive oder Events, da fotografiert man so viel - da geht aber das erste sortieren schon mal relativ fix. Das sind Motive, wo es z.B. auf Gesichtsausdruck, Mimik, oder aber um sehr kurze Momente geht. Fotografier' mal fliegende Vögel in größeren Gruppen - irgendeiner "zerbombt" dir regelmäßig den Bildaufbau, und auch wenn die Bilder technisch alle OK wären, bleibt höchstens eins von 20 über.

Das gleiche hab ich auch, wenn ich auf Konzerten fotografiere. Man hat sehr schnell 1000 BIlder am Abend zusammen - von denen man 90% recht schnell wieder löschen kann. Auch wenn man sehr bewusst fotografiert. Ich fokussiere z.B. sehr viel von Hand - fotografiere quasi wie früher, das meiste manuell, meine 1,5er, 1,4er und 1,2er Optiken sind alle alt und ohne AF. Lediglich mein 24/1,8 hat einen (recht lahmen) AF. Trotzdem kommen irre viele Bilder zusammen.
Profilbild
***To Mann
1.784 Beiträge
Man macht sich schon andere Gedanken über das Foto vor(!) dem Auslösen, wenn man weiß, dass man nicht einfach eine Serie schießen kann und sich hinterher das vermeintlich beste heraussucht. Und aus meiner Sicht hat es sehr mit dem Kern von Fotografieren zu tun, sich vor dem Auslösen zu überlegen, was man eigentlich zeigen will.

Natürlich kann(!) man das auch digital machen. Aber macht man es?

Ich habe letztes Jahr an einem Fotomarathon mit meiner analogen Nikon F5 teilgenommen. Und es war ein ganz anderes Fotografieren als bei den Teilnehmern, die digital unterwegs waren. Denn ich hatte bei jeder Aufgabe nur einen Schuss - und musste mir daher sehr genau vorm Fotografieren Gedanken machen, was ich fotografieren will und wie ich es fotografieren will. Und bei den 12 Fotos, die in 12 Stunden entstanden sind, sind 8 bis 10 sehr gute herausgekommen. Alle 12 sind technisch o.k. Digital hätte ich kein besseres Ergebnis gehabt.

Diese Aussagen betreffen natürlich nur das künstlerische Fotografieren. Wenn ich für den Job Fotos benötige oder bei Veranstaltungen journalistisch fotografiere, würde ich nie auf die Idee kommen, eine analoge Nikon oder gar eine Sofortbildkamera mitzunehmen.

Jens
***is Mann
2.127 Beiträge
Themenersteller 
...mich zieht es zu einer Kamera von 1980 genauso wenig hin wie zu einem Auto aus der Zeit.

Doch, bei Autos habe ich das auch. Ich hatte noch nie ein Auto aus diesem Jahrtausend. Diese ganze Übertechnisierung stößt mich irgendwie ab, aber das ist nochmal ein anderes Thema... *mrgreen*

Momentan ist bei mir der Gedanke an eine schöne Mittelformatkamera ziemlich präsent. 6x6 oder 6x7. Mamiya, Zenza Bronica oder evtl. eine Rolleiflex. Andere sind z.T. inzwischen wieder sehr teuer, selbst die endgeile Pentax 6x7. Ich habe Bock auf Lichtschachtsucher, Stativ und 2-Kilo-Kameras... *lol*

Ich habe sogar überlegt, mit noch einen MF-Diaprojektor zuzulegen, so teuer sind die gebraucht nicht mehr...
*********kend Mann
3.672 Beiträge
Ich hab noch mindestens einen MF Diaprojektor herumstehen, den ich nicht brauche. Allerdings ohne Objektiv, das ist löngst an die Kamera adaptiert *zwinker*
***is Mann
2.127 Beiträge
Themenersteller 
Das wäre der 2. Schritt vor dem ersten. Erstmal muss ich mich zum Kauf einer MF-SLR durchringen... *zwinker*

Ich bin halt ein mega Nostalgiker. Mein Wohnzimmer ist 70er-Stil, mein Arbeitszimmer 50er. Einen Fernseher habe ich nicht, aber eine Stereoanlage mit Cassettenrecorder, CD-Player, Thorens TD316-Plattendreher und einer Revox A77 Halbspur-Bandmaschine. Und alles ist in reger Nutzung. Vielleicht erklärt das einiges... *mrgreen*
******elt Mann
153 Beiträge
Mach‘s halt, kostet nicht die Welt.

Und liegt gut im Trend. Hast das YTube vom Schestag gesehen, der mit viel Fanfare ein Shooting mit ner RB67 angekündigt hat? Das Video gibt‘s noch nicht, die Mamiya hat nicht funktioniert. Hat er stattdessen halt gepostet, warum er >25 Models am liebsten mag. Auch interessant.

Was ich sagen will, analog reimt sich an den Maßstäben von heute gemessen nicht auf Effizienz. Aber wenn dienämliche gerade keine Rolle spielt, warum nicht? Das sollte eigentlich keine philosophische Debatte mehr sein, die gab’s dazu vor 10 Jahren, sondern Ausdruck der steten Suche nach dem guten Bild.

Die verrückten Russen hinter Silberra, der Run auf das Crowdfunding der Reflex, das mysteriöse Geheimprojekt von JCH, die NuBox etc. etc. Einsam wirst in der neu erwachten analogen Welt nicht.
***is Mann
2.127 Beiträge
Themenersteller 
Die analoge Welt war bei mir ohnehin nie wirklich weg. Den letzten Diafilm habe ich 2013 gerahmt, Negativfilme auch so sporadisch mal genutzt. Es hat bei mir sowieso sehr lange gedauert, bis ich die digitale Fotografie ernstgenommen habe. Das kam eigentlich erst auf der Photokina 2012. Im Sept. '12 habe ich dann meine erste DSLR gekauft, die ich bis heute habe. Für eBay & Co hatte ich immer so eine 2 MPx-Fuji-Knipse, das reichte.

Aber Du hast natürlich Recht, eine Frage der Effizienz ist das sicher nicht, da ist der analoge Sektor auf verlorenem Posten. Aber darum geht's hier eh nicht. Wenn gerade der analoge Bereich wieder neu erwacht - was ich nicht wirklich mitbekommen habe - erklärt das in der Tat ein Stück weit die langsam wieder anziehenden Preise für gute MF-Kameras...
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