*********iebte:
Sie lässt aber auch oberflächlich werden. Viele Menschen fotografieren von einem Motiv viele Aufnahmen. „Ein gutes Bild wird schon dabei sein“ scheint die Devise zu sein.
Es gibt ein Buch, The last sitting, in dem Marilyn Monroes letztes Foto-Shooting 1962 mit Bert Stern dokumentiert wird. Das Buch enthält Hunderte Fotos, die in dieser Sitzung entstanden sind. In den Fotozeitschriften der 70er und 80er Jahre wurde auch ab und aber Profi-Fotografen und Fotostudio berichtet. Damals waren Assistenten üblich, die immer die Kamera mit neuen Film bestückten. Kleinbild-Fotografen hatten zwei Kameras, Mittelformatkameras hatten auswechselbare Film-Kassetten.
Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, wie ein gutes Menschen-Foto anders entstehen sollte als durch einen Dialog zwischen Fotograf und Model. Es gab im 19. und 20. Jahrhundert auch die Ein-Foto-Sitzungen beim Fotografen. Hochzeitsfotos, Kinder auf dem Bärenfell, der Soldat, der in den Krieg muss usw. aber „gute“ Fotos sind das nur selten. Bei Landschafts- oder Architektur-Fotografie reicht mir andererseits auch heute noch eins, zwei Fotos. Letztendlich ist es nicht wichtig, wie viele Fotos man macht, sondern dass man sich auf die besten beschränkt. Bert Stern hat damals schon heftig aussortiert, das Buch zeigt viele Kontaktstreifen, bei denen etliche Fotos vom Fotografen mit roten Stift ausge-X-t wurden. Meine Regel: max. 5 Fotos eines Shootings für die Homepage. Ich kenne einen Fotografen, der mit 5000 Bildern von einer 10-tägigen Wolga-Kreuzfahrt zurückkam. Ich wäre in Russland geblieben, aus Angst, zu Hause 5000 Bilder sichten und aussortieren zu müssen. Ich bin früher mit 5 – 10 Filmen in den Urlaub gefahren, mehr Fotos mache ich heute auch nicht.
Was heute allerdings mehr geworden ist, ist die Bilderflut. Das liegt imho aber vor Allem an den Möglichkeiten des Internets. Zu analogen Zeiten gab es die Dia-Präsentationen, auch damals kamen einige Fotografen mit Stapeln von Dia-Kästen an. Eine Dia-Show oder das Blättern durch ein Fotoalbum betraf aber immer nur eine Handvoll Menschen. Heute habe ich bei Facebook, Instagram, 500px oder Flickr immer gleich mehrere Hundert Mio.-Menschen als Zielgruppe. Eine Qualitätskontrolle vor dem Veröffentlichen fand auch damals meist nicht statt, es gab aber viel weniger Opfer.
Ich habe mein analoges Equipment abgestoßen, mich zieht es zu einer Kamera von 1980 genauso wenig hin wie zu einem Auto aus der Zeit. Ich genieße die bessere Technik und die neuen Möglichkeiten.