Sehr gut geschrieben. Einen Satz möchte ich aber korrigieren.
**********er_59:
je kleiner der Sensor wird umso weitwinkliger muss das Objektiv sein um das gleiche "sehen" zu können
Je kleiner der Sensor wird, desto kurzbrennweitiger muss das Objektiv sein, um das gleiche "sehen" zu können.
Der Bildwinkel bleibt in dem Fall gleich. Gedankenexperiment: ich möchte mit einer 5D und einer 7D das "gleiche" Bild machen (sorry, bin seit 30 Jahren Canonier, damit kenne ich mich aus - ich weiß, andere Hersteller haben auch schöne Kameras). Das Bild soll A3 groß sein, 40 × 30 cm.
1. ich stelle die 5D auf ein Stativ. Wo stelle ich die 7D hin? Wenn ich mich nach vorne oder nach hinten bewege, oder nach links oder rechts, verändere ich die Perspektive. Ich will das gleiche Bild, die gleiche Perspektive, also muss ich die 7D an der gleichen Stelle aufstellen wie die 5D.
2. ich setze ein EF 4/24-105 an de 5D und stelle 100 mm Brennweite ein. Damit erhalte ich einen horizontalen Bildwinkel von 20° - linker Bildrand zu rechter Bildrand. Ich will das gleiche Bild, also auch den gleichen Bildwinkel. Hier greift der 7D-Cropfaktor. 100 mm durch Cropfaktor 1,6 macht 62,5 mm Brennweite. Also nehme ich ebenfalls das 4/24-105 und stelle es auf 62,5 mm ein.
3. Zum ‚gleichen‘ Bild gehört auch die gleiche Schärfentiefe. Wenn wir eine Kamera hätten, in die wie ein 40 × 30 cm großes Fotopapier einlegen könnten, könnten wir die Aufnahme in einem Rutsch machen. Haben wir aber nicht. Also müssen wir das Motiv erst mal in eine Kamera bringen und dann wieder auf 40 × 30 cm vergrößern. Je kleiner der Sensor bzw. Film ist, desto mehr müssen wir das Motiv verkleinern, und je mehr wir es vorher verkleinern, desto mehr müssen wir es hinterher wieder vergrößern. Egal wie groß der Sensor/Film ist, das Motiv ist immer dasselbe und das Bildergebnis soll auch immer dasselbe sein (das ist unsere Bedingung: das gleiche Bild!). Wovon hängt die Schärfentiefe denn ab? Von der Größe der Öffnung im Objektiv. Mit dem Wissen gehen wir zu unserer 5D und stellen das 4/24-105 auf Blende 8 ein. Blende 8 heißt, dass das Verhältnis Öffnung zur Brennweite 1:8 ist. 100 mm Brennweite durch 8 ergibt eine Blendenöffnung von 12,5 mm. Für die gleiche Schärfentiefe benötige ich bei der 7D eine gleich große Öffnung. Jetzt rechne ich umgekehrt: 62,5 mm Brennweite geteilt durch 12,5 mm Öffnung macht Blende 5. Blende 8 bei 5D zu Blende 5 bei 7D – da haben wir wieder den Cropfaktor.
In gewissen Grenzen kann ich das gleiche Bild, gleich in Perspektive, Bildwinkel und Schärfentiefe, mit unterschiedlichen Sensorgrößen erzielen. Aber es gibt Grenzen. Eine Canon PowerShot SX620 HS hat einen Cropfaktor von 5,62. Bildwinkel 20°? kein Problem! Das wären 17,8 mm Brennweite. Aber eine Blendenöffnung von 12,5 mm? Vergiss es. Das wäre Blende 1,4, weit weg von dem, was die Powershot bietet. Dabei ist Blende 8 bei Kleinbild nichts Besonderes. Was, wenn ich das EF 2/100 wähle, und ich fotografiere bei Offenblende? Das entspräche Blende 0,36 an der PowerShot für die gleiche Schärfentiefe.
Eine geringe Schärfentiefe spricht klar für das Kleinbild oder das Mittelformat. Ebenso der große Bildwinkel. Ein EF 2.8/14 an der 5D ergibt einen horizontalen Bildwinkel von 104°, das könnte man gerade noch mit dem Sigma 4.5-5.6/8-16 kontern. Aber das EF 4/11-24? 117°10‘ horizontal? Da gibt es nichts mehr Vergleichbares für Crop-Kameras. Crop-Kameras könne dafür am anderen Ende der Skala punkten. Kleine Bildwinkel im Telebereich oder große Schärfentiefen bei Makros.
Nicht berücksichtigt haben wir die technischen Aspekte wie Auflösung, Rauschen, Beugung. Die Aspekte sprechen auch für die größeren Sensoren.